Diagnose der erektilen Dysfunktion
November, 2024
Wenn Sie bei sich eine Erektionsstörung feststellen oder vermuten, sollten Sie zügig einen Arzt aufsuchen. Idealerweise wenden Sie sich für eine gründliche Diagnose an einen Facharzt (Urologen). Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der erforderlichen Untersuchungen beim Urologen zu 100%.
Nähere Informationen hierzu können Sie auch auf unserer Seite „Kostenübernahme durch die Krankenkasse“ nachlesen.
Eine gute Diagnostik ist mehr als ein kurzes Gespräch
Gerade wenn Sie zum ersten Mal aufgrund von Erektionsstörungen beim Urologen sind, haben Sie vermutlich keine genauen Vorstellungen von den erforderlichen Untersuchungen. Ein guter Arzt wird Sie nicht mit einem kurzen Gespräch und dem Verschreiben eines Medikaments abspeisen. Leider passiert das aber immer wieder. Mittel wie Cialis, oder Viagra werden direkt verschrieben. Das ist aber so nicht richtig (Weiske 2003).
Angesichts der Tatsache, dass Erektionsstörungen ein erstes Symptom einer ernsthaften Erkrankung sein können, sollten Sie ein solches Verhalten seitens des Arztes nicht akzeptieren und sich im Zweifel lieber einen neuen Facharzt suchen. Denn eine angemessene Diagnostik beinhaltet ein entsprechendes Untersuchungspaket.
Bestandteile einer gründlichen Diagnose
Zu einer gründlichen Diagnose durch den Facharzt zählen mehrere Schritte. Da die Ursachen einer Erektionsstörung so vielseitig sein können, muss ein Facharzt auch entsprechend umfangreich seine Untersuchungen führen.
- Anamnese
- körperliche Untersuchung
- Begutachtung des Körperbaus. Hinweise auf eine Hormonstörung
- Abtastung von Penis und Hoden
- Abtastung der Prostata
- Blutdruck, Puls, Gewicht, Bauchumfang
- Laboruntersuchung
- Blutzucker
- Lipidprofil
- Gesamt-Testosteron
Diese beginnt mit einem ausführlichen Krankengespräch mit dem Patienten zu seiner Krankengeschichte (Anamese). Hier wird im Gespräch versucht, die Ursache einzugrenzen. In dem Gespräch klärt der Arzt mit dem Patienten seine Vorgeschichte zu Erkrankungen, Operationen und Verletzungen sowie Medikamente, die zurzeit eingenommen werden oder bis vor einiger Zeit eingenommen wurden.
Auch Fragen zum Lebensstil, der Sexualität und Partnerschaft, psychischen Belastungen oder weiteren Problemfeldern im Leben des Patienten werden geklärt. So gewinnt der Facharzt einen ersten Überblick, worin die Erektionsstörung begründet sein könnte.
Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der eventuelle Begleiterkrankungen oder andere Hinweise auf die Ursache einer erektilen Dysfunktion geprüft werden. Dazu gehört eine Begutachtung des Körperbaus insgesamt, um Hinweise auf eine hormonelle Störung zu sehen, sowie ein Abtasten der Genitalien im Besonderen, um Probleme wie Verhärtungen (Plaques), Vorhautverengung (Phimose), Eichelentzündung (Balanitis) und Auffälligkeiten an den Hoden festzustellen.
Des Weiteren wird die Prostata abgetastet, um Hinweise auf eine gutartige Vergrößerung oder Krebs zu erhalten. Weitere Körperwerte wie Blutdruck, Puls, Gewicht und Bauchumfang werden festgehalten.
Darüber hinaus sollte eine Laboruntersuchung des Bluts des Patienten erfolgen, um weitere Hinweise zu einer erektilen Dysfunktion zu erhalten. Hierzu gibt es sogar eine europäische Leitlinie (EUA 2014), nach der mindestens folgende Werte ermittelt werden sollten: Blutzucker, Lipidprofil (einschließlich Cholesterin) sowie Gesamt-Testosteron.
Je nach Krankengeschichte und bisher gewonnen Eindruck des Arztes können weitere Werte für die Diagnostik interessant sein. Das kann ein kleines Blutbild sein, Nieren- und Leberwerte, Schilddrüsenparameter, der PSA-Wert und weitere Messgrößen. Auf laborlexikon.de finden Sie übrigens die Normwerte für alle Laboruntersuchungen.
Wenn der Arzt Anzeichen für eine Durchblutungsstörung aus den vorausgegangenen Untersuchungen findet, kann er im Weiteren auch einen Schwellkörper-Injektionstest (SKIT) zusammen mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) durchführen. Hierbei wird ein gefäßerweiterndes Medikament in den Penis gespritzt, um eine Erektion auszulösen. Gleichzeitig wird der arterielle Blutzufluss in die Schwellkörper gemessen. Die verschiedenen Parameter wie notwendige Menge des Medikaments für die Erektion, Erektionsgrad und Einströmgeschwindigkeit des Bluts in die Schwellkörper liefern Daten über den Zustand der Schwellkörper und der Blutgefäße.
Vor invasiven Untersuchungsformen wie die Cavernosometrie oder Cavernosographie müssen Sie heutzutage keine Angst mehr haben. Diese werden nur noch sehr selten durchgeführt und sind durch nicht-invasive Methoden weitgehend ersetzt worden.
Wichtig: Wenn Sie wirklich gar keine Lust haben ihre Erektionsstörungen vom Arzt in einer Praxis abklären zu lassen, dann gibt es immer noch die Möglichkeit, eine Online Sprechstunde wahrzunehmen. Denn Sie können sich mittlerweile Potenzmittel von einer Online Klinik verschreiben lassen: Warum das legal ist, können Sie hier nachlesen Potenzmittel legal online verschreiben lassen – was muss ich beachten?
Wir von der Impotenz Selbsthilfe raten Ihnen auf jeden Fall zu einem regulären Arztbesuch.
Quellen:
- DGU (Deutsche Gesellschaft für Urologie) (2001):
S-1 Leitlinie: Diagnostik und Therapie von Libido- und Erektionsstörungen.
Zusammenfassung
Bemerkung: Diese Leitlinie wurde nicht aktualisiert und ist daher nicht mehr relevant. Es gibt aber eine europäische Leitlinie (EAU 2014), die an Stelle der deutschen Leitlinie angewandt werden sollte. - EAU (European Association of Urology) (2014):
Guidelines on Male Sexual Dysfunction: Erectile dysfunction and premature ejaculation.
Im Internet: Ausführliche Leitlinie (PDF-Datei) - Hauck, E.W.; Altinkilic, B.; Diemer, T.; Weidner, W. (2005):
Diagnostik der erektilen Dysfunktion.
Im Internet: Zusammenfassung - Seftel, Allen D (2006):
Diagnosis of Erectile Dysfunction.
Standard Practice in Sexual Medicine. Blackwell Publishing. - Sperling, Herbert; Hartmann, Uwe; Weidner, Wolfgang; Stief, Christian G. (2005):
Erektile Dysfunktion: Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie.
Im Internet: Artikel (html-Seite mit Links auf Leserbriefe), Artikel (PDF-Datei)